click for English version

Mosaik aus der Hagia Sophia, spätes 10. Jh. - Thronende Maria mit Christus, umgeben vom Kirchenstifter Kaiser Justinian mit
dem Modell der Hagia Sophia und vom Stadtgründer Kaiser Konstantin mit dem Modell Konstantinopels.

 

Wir begrüßen Sie auf der Internetseite des Arbeitsbereichs Byzantinistik des Historischen Seminars der Johannes Gutenberg-Universität!

Die Byzantinistik ist eine Wissenschaft, die sich mit der Geschichte, Sprache und Kultur des Oströmischen oder Byzantinischen Reiches beschäftigt. Während sich die Wissenschaftler*innen noch immer darüber streiten, wann das „Römische“ Reich endete und das „Byzantinische“ Reich begann, sei es mit der Tetrarchie (Ende des 3. Jahrhunderts), der Herrschaft Konstantins des Großen (4. Jahrhundert) oder Justinians I. (6. Jahrhundert) oder sogar erst im 7. Jahrhundert, besteht aber darin Einigkeit, dass das Reich am 29. Mai 1453 endete, als die osmanischen Türken Konstantinopel eroberten. Die heuristische Unterscheidung zwischen römisch und byzantinisch ist allerdings ein Produkt der Neuzeit, denn die Byzantiner bezeichneten sich selbst in der Regel als „Römer“ (Rhōmaioi).

Die klassische Definition dessen, was wir als „byzantinisch“ bezeichnen, beruht auf drei Elementen: den römischen politischen Institutionen, dem christlich-orthodoxen Glauben und griechischer Kultur. In den letzten Jahrzehnten haben Byzantinist*innen jedoch versucht, die Grenzen ihrer Disziplin über diese Kriterien hinaus zu verschieben. Während die slawischen (und rumänischen) orthodoxen Völker seit langem als einem größeren kulturellen byzantinischen Einflussbereich zugehörig verstanden werden (von Dimitri Obolensky als „Byzantinisches Commonwealth“ bezeichnet), wird nun verstärkt auch der Geschichte und Kultur sowohl der nicht-griechischen und dennoch orthodoxen (Georgier und Melkiten) als auch der nicht-griechischen und nicht-orthodoxen Minderheiten im Nahen Osten und im Kaukasus größere Aufmerksamkeit geschenkt (etwa den miaphysitischen Kirchen).

Angesichts dieser Entwicklungen des Faches beschäftigt sich der Arbeitsbereich Byzantinistik an der Johannes Gutenberg-Universität nicht nur mit dem traditionellen Kern der byzantinischen Kultur, sondern bezieht auch das mit ein, was unter dem Begriff „Byzantium beyond Byzantium“ zusammengefasst wird. So liegt der Schwerpunkt der Forschungsinteressen sowohl des Lehrstuhlinhabers Prof. Dr. Johannes Pahlitzsch, einem führenden Experten für das melkitische Christentum, als auch von apl. Prof. Dr. Klaus-Peter Todt, auf den Beziehungen zwischen Byzanz und den Nahen Osten. Dr. Miriam Salzmann beschäftigt sich mit dem Zypern der Lusignans, und die multikulturelle Mönchsvereinigung auf dem Berg Athos mit ihren Vernetzungen im gesamten östlichen Mittelmeerraum wird von Dr. Zachary Chitwood untersucht. Dies bedeutet jedoch nicht, dass traditionelle Aspekte der Byzantinistik innerhalb des Arbeitsbereiches vernachlässigt werden, wo Expertise in der byzantinischen Prosopographie und Steuerverwaltung (PD Dr. Thomas Pratsch), den byzantinischen Beziehungen zur slawischen Welt und der Kirchenverwaltung (Emeritus Prof. Dr. Günter Prinzing), zur byzantinischen Wirtschaftsgeschichte und dem Pilgerwesen (Dr. Max Ritter) und der byzantinischen Philosophie (PD Dr. Sergej Mariev) zu finden ist. Aber auch die byzantinische Militärgeschichte (im Sinne der New Military History) wird im Rahmen des Graduiertenkollegs 2304 „Byzanz und die euromediterranen Kriegskulturen“ behandelt.


Johannes Gutenberg - Universität Mainz
FB 07: Geschichts- und Kulturwissenschaften
Historisches Seminar
Byzantinistik
Jakob-Welder-Weg 18
D-55099 Mainz