Geschichte des Athos

Athos

Berg Athos

Die Geschichte der Zeit vor dem 9. Jahrhundert bleibt auf dem Berg Athos weitestgehend im Dunkeln und auch die folgenden Jahre sind historisch schwierig auszumachen. Die Quellen für die Anfänge, der sich ausbildenden Mönchsrepublik auf dem Berg Athos, stützen sich hauptsächlich auf Viten, die von den ersten Eremiten, ihren Schüler und Nachfolgern verfasst wurden. Die erste Person, für die Belege existieren, ist ein gewisser Petros, der vermutlich in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts auf den Athos kam. Er lebte auf dem Mönchsberg als Eremit und verbrachte seine Zeit teilweise in einer Höhle. Am Ende seines Lebens wurde Petros durch Zufall von einem Jäger gefunden, den er anwies, seine Lebensgeschichte niederzuschreiben und seinem Beispiel des Eremitenlebens zu folgen. Mit dieser Niederschrift des Jägers beginnt die fassbare Geschichte des Lebens auf dem Athos. Der Jäger folgte Petros‘ Beispiel und pflegte fortan ein Leben als Eremit und siedelte sich auf dem Athos mit seinem Bruder und einigen weiteren Mönchen an.

In der Mitte des 9. Jahrhunderts siedelten sich nach und nach immer mehr Mönche auf dem Athos an, die als Eremiten lebten und nur für die Verrichtung gemeinsamer liturgischer Dienste zusammenkamen. Es gab zu diesem Zeitpunkt noch keine Klosteranlagen. In der Vita des Euthymios ist belegt, dass sich im letzten Drittel des 9. Jahrhunderts bereits eine beachtliche Zahl an Eremiten auf dem Athos aufhielt. In seinen Anfängen war der Berg Athos weitgehend unbekannt, doch bereits ein Jahrhundert nachdem der erste Mönch auf dem Berg Athos durch Quellen belegt ist, war dieser als ein Ort der frommen Askese bekannt geworden. Es lebten inzwischen viele Eremiten auf dem Berg und es existierten mehrere Laruen (Lavren). Es lässt sich aufgrund von fehlenden Quellen heute kein eindeutiger Zeitpunkt für die Entstehung der ersten Klöster auf dem Athos mehr festlegen, allerdings kann man aus den vorhandenen Quellen den Schluss ziehen, dass bereits vor der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts Klöster auf dem Athos entstanden waren. Eine kaiserliche Regelung für den Athos, genannt „Tragos“, wurde im Jahr 972 von mehr als 40 Äbten unterschrieben.

Im Jahr 963 wurde das Lavra Kloster gegründet, die erste belegte Klostergründung auf dem Athos. Für den Bau des Lavra Klosters wurden Geldmittel von Nikephoros II. Phokas (912-969) an den Gründer Athanasios (925/930-1001) gestiftet. Nachdem Nikephoros II. Phokas byzantinischer Kaiser wurde, stellte er das Kloster auf dem Athos unter direkten kaiserlichen Schutz und verlieh dem Kloster Immunität. Dies ist in einer Urkunde bezeugt, die heute leider verloren ist.

Der Mönch Athanasios begann nach dem Bau des Klosters damit, das mönchische Leben auf dem Athos zu regeln. Seine Klosterregeln wurden zum Vorbild für nachfolgende Klostergründungen.  Die Anwesenheit von Frauen und weiblichen Tieren wurde untersagt, da der Mönch den weiblichen Wesen entsagen sollte. Auch die Anzahl der Mönche wurde geregelt. Nach dem Tod von Nikephoros II. Phokas übernahm sein Nachfolger Ioannes Tzimiskes (924-976) die Verantwortung für den Athos und erstellte die erste Regelung für diesen, die heute noch im Original erhalten ist. Den Mönchen wird der wirtschaftliche Handel untersagt, ebenso wie das Verlassen des Berges. Eunuchen und junge Männer durften keine Mönche auf dem Athos werden. Frauen und weibliche Tiere waren weiterhin untersagt.

Im 10.  Und 11. Jahrhundert sind mehrere Klostergründungen verzeichnet. Der Einfluss der Klöster auf dem Athos dehnte sich auf die umliegenden Ländereien aus. Bei dieser Ausweitung des Einflusses kam es häufig zu Streitigkeiten zwischen den einzelnen Klöstern. Diese Streitigkeiten konnten in manchen Fällen nicht eigenständig gelöst werden, sodass außenstehende Personen als Vermittler fungieren mussten, die vom Kaiser in Konstantinopel entsandt wurden. Bei diesen Schlichtungsverfahren stellten die Vermittler fest, dass sich nicht alle Mönche auf dem Athos an die vorgeschriebenen Regeln hielten. So hatte sich in Kayres, dem Sitz des Protos, ein allgemeiner Markt entwickelt, obwohl es verboten war Handel zu treiben. Die Folge war, dass ein zweites Dokument zur Regelung des Lebens auf dem Athos niedergeschrieben wurde. In diesem Typikon, das von Kaiser Konstantin IX. Monomachos (1000-1055) unterzeichnet wurde, wird der Athos zum ersten Mal als der „Heilige Berg“ bezeichnet.

Während des 4. Kreuzzuges wurde auch der Athos von den Kreuzfahrern geplündert. Mit der Errichtung des Lateinischen Kaiserreiches in Byzanz in der Zeit von 1204-1261 wurde ein lateinischer Bischof eingesetzt, der die Oberhoheit über die Klöster auf dem Athos haben sollte. Dieser war allerdings mehr daran interessiert, die Schätze der Klöster zu plündern als diese zu verwalten und zu organisieren.

Der Streit um das rechte mönchische Leben, der bereits in den vorherigen Jahrhunderten immer wieder aufflammte, intensivierte sich mit dem Aufkommen des Hesychasmus und der darauffolgende Streit zwischen den Hesychasten und den byzantinischen Humanisten. Gregorios Palamas (1296-1359) verlieh den Hesychasten mit seinen Texten die Grundlage für ihr Dasein. Sie strebten nach vollkommener innerer Ruhe und beteten das Jesusgebet um das Taborlicht, das Licht der Verklärung Christi, erfahren zu können. Im 14. Jahrhundert wurden auf mehreren Konzilen in Konstantinopel die Gegner der Hesychasten verurteilt und dann später die Lehre des Gregorios Palamas zur verbindlichen Kirchenlehre erhoben.

Neben dem Hesychastenstreit kam gegen Ende des 14. Jahrhunderts bei einigen Mönchen auf dem Athos der Wunsch auf, ihr Leben nach eigenem Rhythmus zu führen idiorrhythmia und nicht mehr dem Gemeinschaftsleben koinobion zu folgen. Diese Mönche wollten sich dem Gebot der Besitzlosigkeit nicht länger fügen und entschieden sich dazu Eigentum zu besitzen. Diese Ablehnung der Besitzlosigkeit führte zu drastischen Veränderungen im Leben der Mönche. Bald wurde kein Abt mehr gewählt und an seine Stelle trat ein Verwaltungsausschuss. Am Ende des 17. Jahrhundert pflegten alle 20 Großklöster den idiorrhythmischen Lebensstil.

Ab dem 15. Jahrhundert begannen die russischen Zaren auf dem Athos Kloster zu stiften, bereits seit dem 11. Jahrhundert gab es Christen aus der Kiewer Rus auf dem Athos. Im 12. Jahrhundert wurde den russischen Mönchen das Kloster des Heiligen Pantekeimonos überlassen, das dann zum Stammkloster der Russen wurde. Mit den Stiftungen des 15. Jahrhunderts begann die „Russifizierung“ des Athos.

Spätestens ab 1424 stand der Athos unter der Hoheit der Osmanen, der Mönchsrepublik wurde von Sultan Murad II. Autonomie gewährt, trotzdem mussten die Klöster mehrfache Plünderungen hinnehmen.

Heute hat die orthodoxe Mönchsrepublik auf dem Berg Athos autonomen Status unter griechischer Souveränität in Griechenland.